Massnahmen, die eine erneute Schliessung verhindern, brauchen breitere Zustimmung – und die nötige Unterstützung!

Gianluca Pardini | Geschäftsleitung IG Kultur Luzern

Die Nervosität in der Öffentlichkeit steigt sichtlich. Die Ankündigung des Bundesrats, einerseits die Tests wieder kostenpflichtig zu machen, andererseits die Zertifikatspflicht auf weitere Branchen auszuweiten und das Contact Tracing für Nachtkulturbetriebe wieder einzuführen, beruhigen die Lage kaum. Viele sehen in der Strategie des Bundesrats den Versuch, den Druck auf ungeimpfte Personen zu erhöhen, um die Impfquote noch vor den Wintermonaten nach oben zu kurbeln. Gleichermassen können die Vorschläge aber auch als Zeichen gedeutet werden, dass wir mit aller Kraft versuchen müssen, erneute Schliessungen in der Kultur- sowie auch in anderen Branchen zu verhindern.

Wir haben inzwischen gelernt, was uns der anhaltende Krisenmodus beschert. Massnahmen umzusetzen, kostet Geld und kratzt an am sozialen Wohlbefinden. Es gilt nun mehr denn je abzuwägen, welche davon zielführend und von der Kulturbranche unterstützt werden können und welche davon in eine Sackgasse geführt haben. Fakt ist: Das Zertifikatsobligatorium als auch das Contact Tracing kosten viel Zeit und personelle Ressourcen und das Crowd-Management wird umso aufwändiger. Das ist unbestritten. Unbestritten ist inzwischen auch, dass zusätzlich zu den Personen, die das Covid-Zertifikat ablehnen oder sich die kostenpflichtigen Tests schlicht nicht leisten können, mittelfristig noch mehr Gäste von unseren Veranstaltungen fernbleiben – sollte die Erhebung der Kontaktdaten wieder obligatorisch werden.

Klar ergeben sich nun Unmengen an Fragen: Wieso soll das Contact Tracing unter geimpften oder getesteten Personen wieder hochgefahren werden? Muss eine gesamte Branche den Buckel hinhalten, damit der Druck auf Ungeimpfte steigt? Welchen Mehrwert bringen weitere Schutzkonzepte noch? Wie viel sind unsere Gäste noch bereit für das soziale Wohlbefinden in Kauf zu nehmen? Trotz all diesen offenen Fragen hat die Kulturbranche seit Beginn der Pandemie deutlich gezeigt: Die Massnahmen werden mitgetragen, solange damit der Weg in die Normalität geebnet werden kann. Auch wenn sich teilweise Rückschläge abzeichnen, ist das Engagement von Kulturvertreter*innen nach wie vor vorhanden. Aber: Die öffentliche Hand muss bei weiteren Massnahmen ihre Unterstützungsbereitschaft noch deutlicher signalisieren und mit flankierenden Entschädigungsmassnahmen begleiten! Nur so können finanzielle Ängste und die wirtschaftlichen Einschränkungen aufgrund der Umsetzung von Massnahmen frühzeitig gekappt werden.

Für Kulturvertreterinnen und Veranstalterinnen muss es das grösste Interesse sein, das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten und erneute Schliessungen zu verhindern. Unzählige begleitende Massnahmen werden wohl nicht reichen, den Weg zurück in die Normalität zu ebnen. Für eine langfristige Perspektive für die Kultur ist die Steigerung der Impfquote zurzeit die wichtigste Massnahme.