Kulturagenda nicht ĂĽberladen

Gianluca Pardini | Geschäftsleitung IG Kultur Luzern

Nach knapp zehn Jahren erneuert die Stadt Luzern ihr kulturpolitisches Leitbild: Der Vorschlag fĂĽr die Kulturagenda 2030 liegt vor. Wie kann diese eingeordnet werden? 

Wieso eine Kulturagenda?

Die Stadt Luzern erfĂĽllt eine wichtige Funktion fĂĽr das kulturelle Leben im Kanton Luzern und in der Zentralschweiz. Die GrundzĂĽge der städtischen Kulturagenda sind deshalb fĂĽr den gesamten Zentralschweizer Kulturwerkplatz relevant. Ein angemessenes und beständiges kulturpolitisches Leitbild ist fĂĽr eine Kulturstadt wichtig, die sich als solche positionieren will. Auch ist es das Arbeitsinstrument fĂĽr die öffentliche Kulturförderung schlechthin, sind doch in der Kulturstrategie nicht nur die Förderinstrumente, sondern auch die Fördermittel definiert. Fast noch entscheidender aber ist: Die Kulturagenda setzt die Rahmenbedingungen und definiert die kulturpolitische Vision fĂĽr den gesamten kulturellen Wirkungs- und Werkplatz. Diese angezeigte Stossrichtung hat eine bedeutende Signalwirkung.

Kontinuität bewahren

Die vorliegende Vernehmlassung zur Kulturagenda 2030 kann auf den ersten Blick als Versuch gewertet werden, sich sowohl der Kontinuität zu verschreiben als auch neue Akzente zu setzen. Ein Mittelweg also. Kontinuität ist für den Kulturwerkplatz zweifelsfrei wichtig – insbesondere, wenn sich traditionsreiche Kulturbetriebe weiterentwickelt, vielleicht auch professionalisiert haben oder wenn neue Akteur:innen auftreten, die für das kulturelle Leben einen wichtigen Beitrag leisten. Ein sorgfältiges Abwägen all dieser Komponenten ist für eine zielführende Förderpolitik unabdingbar. Auch müssen neue Trends in nachhaltige Förderstrukturen abgebildet werden können.

Prioritäten setzen

Die kulturpolitische Bilanz der letzten Kulturagenda 2020 fällt ernüchternd aus. Einige wichtige der darin formulierten Massnahmen konnten nicht umgesetzt werden. Angesichts dessen täte die städtische Kulturförderung gut daran, sich nicht in ihrem Vorhaben zu überladen und klare Prioritäten zu setzen. Nämlich da, wo es die Kulturstadt am nötigsten hat: in der finanziellen Sicherung der Luzerner Kulturbetriebe und Festivals mit regionaler und nationaler Ausstrahlung, in der Umsetzung von konkurrenz- und zukunftsfähigen Fördermodellen sowie in der aktiven Mitwirkung der Stadt Luzern, den nötigen Kulturraum in Form von Arbeits- und Wirkungsstätten für Kunst- und Kulturschaffende auch in Zukunft zu gewährleisten. In einem regionalen Verständnis wird es ebenfalls entscheidend sein, wie sich die Stadt Luzern in einem kooperativen Verständnis gegenüber den umliegenden Gemeinden und vor allem gegenüber dem Kanton Luzern im Bereich der Kulturförderung positioniert.

Scheitern kann es nur am Gesamtpaket

Ein Bekenntnis der Stadt zu Kultur und deren hohem Stellenwert fĂĽr die Gesellschaft ist durchaus wichtig. Auch wenn sich ĂĽber den einen oder anderen definierten Schwerpunkt streiten lassen wird: Die Basis in Form eines Gesamtpakets fĂĽr eine produktive kulturpolitische Auseinandersetzung ist mit der Vernehmlassung der Kulturagenda 2030 gelegt. Entscheidend ist letzten Endes, wie die Diskussion ĂĽber die konkrete Mittelverteilung anhand des kulturpolitischen Leitbilds verlaufen wird. FĂĽr die IG Kultur Luzern ist in diesem Zusammenhang klar: Die städtische Kulturförderung muss die Erarbeitung optimaler Rahmenbedingungen fĂĽr das kĂĽnstlerische Schaffen als Teil einer öffentlichen Aufgabe verinnerlichen. Sich als Kulturstadt zu bezeichnen hat Signalwirkung und darf keinesfalls zum Lippenbekenntnis verkommen. Ernst gemeint, muss sich dies folglich auch in der ganzen Breite der Verwaltungsarbeit und in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Dimensionen des städtischen Lebens widerspiegeln. 

Und dabei dürfen gute Absicht und gegenwärtiges Ziel der Kulturförderung nicht zu stark vermengt werden. So sind die Kommunikations- und Vernetzungsbemühungen sowie kostenintensive Kulturraum-Studien gut gemeint, aber unserer Ansicht nach nicht zentrale Aufgabe der städtischen Kulturförderung. Denn Herzstück einer Kulturstadt bleiben die Kulturbetriebe, die Kulturvereine und Kulturorganisationen sowie die Kunst- und Kulturschaffenden. Und darüber lässt sich kaum streiten: Da, wo Kultur passiert, sind die finanziellen Ressourcen auch am richtigen Ort.

Anmerkung: Die Vernehmlassung Leitbild Kulturförderung 2030 und Kulturagenda 2030 läuft bis am 8. April 2023. Die Antwort der IG Kultur Luzern wird ab diesem Zeitpunkt auf kulturluzern.ch/kulturpolitik/publikationen zum Download bereitstehen.