Kein 2G, 2G+ oder Schliessung ohne finanzielle Unterstützung
Die Schweizer Nachtkulturunternehmen zeigen sich seit Beginn der Covid-19 Pandemie lösungsorientiert was die gemeinsame Bewältigung der aktuellen Krise betrifft. Sie anerkennen die schwierige epidemiologische Lage - so war es das Nachtleben, welches als erste Branche proaktiv eine Zugangsbeschränkung auf 2G ins Spiel brachte. Mit den heutigen Massnahmen schliesst der Bundesrat das Nachtleben durch die Hintertüre und schafft einen Massnahmenjungle, durch den weder die Veranstalter:innen noch die Besucher:innen durchblicken.
Das wichtigste in Kürze
Der heutige Entscheid des Bundesrates 2G mit einer Maskenpflicht und sitzender Konsumation oder mit Tests (2G +) zu verbinden stellt de facto ein Berufsverbot für unsere Branche dar. Die meisten Betriebe werden ihren regulären Betrieb nächste Woche einstellen müssen, weil die Gäste wegbleiben. Es handelt sich um eine Schliessung durch die Hintertüre, ohne dass der Bundesrat das Kind beim Namen nennt. 2G bei sitzender Konsumation ist weder praktisch umsetzbar noch wirtschaftlich tragbar.
2G+ ist nach den Erfahrungen vom letzten Wochenende kein realistisches Szenario. Es fehlen die Testkapazitäten und es entsteht ein massiver zusätzlicher Personalaufwand zur Kontrolle der Testzertifikate. Die Ausnahme für Geboosterte und diejenigen, welche die 2. Dosis vor weniger als 4 Monate erhalten haben, betrifft unsere Zielgruppe nur geringfügig, da aktuell keine Kapazitäten für Booster-Impfungen verfügbar sind.
Unbürokratische finanzielle Hilfe ist dringend nötig, unabhängig ob ein Betrieb 2G+ umsetzt oder sich nun freiwillig entscheidet zu schliessen. Es ist zwar löblich, dass die Massnahmen im Kultursektor und der Corona-Erwerbsersatz weitergeführt werden, doch es braucht dringend weitere Unterstützung.
Die finanzielle Situation ist kritisch!
Nach 21 Monaten Pandemie sind die finanziellen Reserven aufgebraucht, nicht selten müssen noch die offene Rechnungen des ersten Lockdowns beglichen werden, rasche Unterstützung ist nötig:
- Kurzarbeitsentschädigungen: Mit den Kurzarbeitsentschädigungen steht ein bewährtes Instrument zur Verfügung. Um der aktuellen Situation Herr zu werden, muss das vereinfachte summarische Verfahren weitergeführt und die verschiedenen Stützungsmassnahmen für Arbeitnehmer*innen auf Abruf und mit niedrigen Löhnen wieder eingeführt/weitergeführt werden.
- Liquidität: Nach 21 Monaten Pandemie und 5 Wellen sind die Liquiditätsreserven der Betriebe aufgebraucht. Es braucht rasch Überbrückungskredite und dringend ein branchenspezifisches Programm mit A-Fonds-Perdu Beiträgen: um die Umsatzeinbussen der Gastronomie-Betriebe auszugleichen. Bestehende Kredite oder Härtefallgelder dürfen auf keinen Fall zurückgefordert werden.
Scheinsicherheit und fehlende Perspektive
Der Entscheid konsequent 2G und 2G+ umzusetzen kommt für die Kultur der Nacht einem Berufsverbot gleich. Die Schliessung von Clubs strahlt eine Scheinsicherheit aus, denn da sich das menschliche Bedürfnis nach sozialen Kontakten nicht per Verordnung weg befehlen lässt, werden sich die Kontakte in private Räume und auf illegale Partys verlagern, ohne Schutzkonzept, Zertifikatskontrolle oder Contact Tracing. Leider ist weiterhin keine nachhaltige Exitstrategie ersichtlich, die Angst ist gross, dass die Schweiz sich im nächsten Jahr weiterhin am genau gleichen Ort befindet. Die Veranstaltungsbranche braucht Planungssicherheit, es ist nun an der Politik über Impfpflicht für Risikogruppen oder andere nachhaltige Ausstiegsszenarien zu befinden.